Kenah Cusanit - Babel

Kenah Cusanit - Babel

Alternativer Text

Kenah Cusanit hat einen erstaunlichen Debutroman geschrieben, in dem sie die Möglichkeiten des historischen Romans neu vermisst. Eigentlich haben wir es mit einem klassischen Bewusstseinsstrom-Text zu tun: Der Archäologe Richard Koldewey liegt an einem frühen Morgen im Jahr1913 mit Leibschmerzen in seinem Ausgrabungshaus und denkt nach. Es geht um seine mehr oder weniger fähigen Assistenten, die Konkurrenzausgrabungen der Franzosen und Engländer, die politische Situation, der sich abzeichnende Krieg.

Dabei entwicken sich im Text Linien, die zeitlich vom alten Mesopotamien über 1913 in die Gegenwart führen. Aktuelle Fragen nach Restitution werden nicht direkt angesprochen, stehen aber im Raum, wenn beschrieben wird, wie die Kisten mit den Ziegeln des Ishtar-Tors nach Berlin verschifft werden. Und dann laufen auch die Streitwagen auf der babylonischen Stadtmauer parallel zu der Berliner Hochbahn auf ihren Ziegelmauerbögen.

 

 

Hanser, 266 S., 23 €